Primex

Gründung der Primex Spielwaren GmbH
Um dem Wunsch vieler Warenhäuser, Verbrauchermärkte und anderer Handelsgruppen zu entsprechen, Modellbahnen des Märklin-Systems im Warensortiment führen zu können, wurde 1969 die Tochtergesellschaft Primex Spielwaren GmbH mit Sitz in Göppingen gegründet.
Die Gründung war notwendig geworden, da für den Verkauf von Märklin-Eisenbahnen eine umfassende Lagerhaltung und fachlich orientierte Warenpräsentation erforderlich waren. Zudem musste geschultes Fachverkaufspersonal vorhanden sein, das kleine Reparaturen ausführen und komplexe Erläuterungen zur Märklin-Bahn geben konnte. Selbstbedienungsorientierte Märkte konnten dieser Kundenbetreuung nicht gerecht werden, daher wurde ein gestrafftes, speziell auf diese Handelsformen abgestimmtes Sortiment als Primex-Programm vorgestellt.
Handelslandschaft und Motivation
In den 1960er Jahren entstanden auf der „grünen Wiese“ große SB-Lebensmittelgeschäfte, die zunehmend Non-Food-Artikel wie Spielwaren führten. Der Ruf aus diesem Handelsegment nach Märklin-Produkten und der Wunsch von Märklin, diesen Vertriebsweg zu erschließen, führten zur Gründung von Primex. Das Sortiment war speziell auf **Selbstbedienungs- („SB“) und Cash & Carry-Handel („CC“) ** abgestimmt.
Mit dem Aufbau des Sortiments wurde Dr. Willi Enderle betraut. Der Markenname „Primex“ war geschützt, sodass die Firma und das Sortiment unter diesem Namen geführt werden konnten („Primex 2000“).
Sortiment und Produktstrategie
Durch Nutzung vorhandener Werkzeuge, weniger detaillierte Modell-Ausführungen und niedrigere Personal- und Standortkosten konnte Primex Artikel zu günstigeren Preisen anbieten. Alle Produkte waren voll kompatibel zum Märklin-System und liefen über dieselben Fertigungsbänder wie andere Märklin-Artikel. Das Gleissystem wurde farblich abgesetzt, um Verwechslungen mit dem Märklin-M-Gleis des Fachhandels zu vermeiden.
Das Primex-Sortiment war von Anfang an als „Spieleisenbahn“ gedacht und in zwei Kategorien unterteilt:
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Spielzeug mit primärem Spielwert, zum Beispiel Schienenbus 3018/4022 und Primex-Wagenmaterial.
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Triebfahrzeuge aus dem Märklin-Sortiment mit geänderten Betriebsnummern, passend für Sammlungen der 3000er-Reihe (zum Beispiel 3002, 3193, 3196).
Artikelnummern orientierten sich am Märklin-HO-Programm. Zweitbesetzungen älterer Artikel erhielten römische Ziffern (I oder II), Neubesetzungen fügten sich in bestehende Reihen ein (Lokomotiven: 3000, 3180; Reisezugwagen: 4000, 4100, 4200; Güterwagen: 4500).
Entwicklung und Highlights
Der Start 1969 erfolgte mit einer überschaubaren Modellpalette, zum Beispiel einer Startpackung mit DHG 500 und zwei Niederbordwagen (2710). Ein Gleisoval und ein Trafo ermöglichten den Einstieg in das Märklin-Wechselstromsystem. Anfangs gab es farbige Prospekte, später Schwarz-Weiß-Drucke ergänzt durch farbige Verbraucherprospekte ab 1976.
Ab 1978 entfiel der Zusatz „2000“. Das Sortiment wurde sukzessive erweitert:
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Detaillierte Modelle wie Baureihe 141 (3033), Baureihe O1 (3193), Baureihe 23 (3191), Baureihe 132 (3192)
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Spezialmodelle wie Berliner S-Bahn/Baureihe 275 (3017), Bayerische Zugspitzbahn (3185)
Ab 1985 wurde Primex zum Vollsortimenter: Schienen, Fahrzeuge, Landschaftszubehör (Bäume, Büsche, Häuschen, Schafe) und sogar ein Atomkraftwerk-Modell (im Katalog abgebildet – vermutlich nie ausgeliefert).
Primex-Spielwelt fürs ganze Jahr
Saisonale Produkte führten dazu, dass Primex eine ganzjährige Spielwelt entwickelte, zum Beispiel die Zirkusserie „Sarrasani“, die auch außerhalb der Hauptverkaufszeiten erhältlich war. So konnten Kunden komplette Züge samt Lok und Zirkustieren zusammenstellen. Die Verpackungen wurden über die Jahre so gestaltet, dass Diebstahl erheblich erschwert wurde.
Ende der Primex Vertriebstätigkeit
Am 31. März 1992 endete die Vertriebstätigkeit der Primex Spielwaren GmbH. Alle Anteile waren stets im Besitz von Märklin, sodass es sich um eine 100%ige Tochtergesellschaft und Zweitmarke handelte. Die zunehmende Nachfrage großer Versandhäuser und SB-Märkte nach Original-Märklin-Produkten führte schließlich dazu, dass das Primex-Sortiment in das Märklin-HOBBY-Programm integriert wurde.
