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„Angstmacher“ – Zinn- und Zinkpest

Zinkfraß, Rost und Farbenschwund

Das Sammeln von Eisenbahnen im verkleinerten Maßstab wird bis heute – abgesehen von den ohnehin manchmal hohen Preisen – von Material- und Lackveränderungen begleitet. Dies gilt für jeden industriell hergestellten Artikel, gleich von welcher Firma. Früher waren es vor allem nicht dauerhafte Zinklegierungen, heute sind es die verwendeten Kunststoffe, die Sammlern oft unangenehme Überraschungen bereiten. Wir sammeln eben Spielzeug, das naturgemäß nicht Jahrzehnte überdauern muss, Bei sachkundiger Lagerung und Umgang mit den Modellen kann viel an Haltbarkeit gewonnen werden.

Um beim Thema Märklin zu bleiben, folgend die häufigsten „Angstmacher“:

Zinkblüte:

hervorgerufen durch Porosität des Grundwerkstoffes. Zeigt sich durch weißliche Ausschwitzungen an der Oberfläche der Zinkdruckgußmodelle. Zerstört das einwandfreie Aussehen der überdeckenden Lackschicht und bei starkem Auftreten die äußere Materialstruktur des Modells, ist aber für dieses nicht „lebensgefährlich“. Zinkblüte ist nicht zu verwechseln mit dem sogenannten „Zinkfraß“!

Zinkblüte tritt vor allem bei Modellen der Jahre 1947-1955 (also der 800er Nachkriegsreihe) bei Güterwagen auf. Trockene Räume, konstante Temperatur (um 18° C) und kein Hautkontakt (Schweiß !) helfen, die Zinkblüte zu vermeiden. Vorsicht beim Kauf von Modellen der oben genannten Generation: mit etwas Waffenöl (Ballistol) lässt sich einiges übertünchen.

Zinkfraß:

ist eine natürliche Alterung von älteren Zinklegierungen. Hier war das Wissen der Industrie um dauerhafte Beimengungen zum Zink noch nicht gereift. Die Fließ- und Haltbarkeitszuschlagstoffe im Zinkdruckguß bei Modellen heutiger Produktion werden den Zinkfraß wohl nicht – oder sehr selten – mehr hervorrufen.

Zinkfraß ist eine sogenannte interkristalline Korrosion und lässt sich durch nichts aufhalten, höchstens verzögern

Zunächst eine kurze Erklärung des chemischen Vorgangs: der Zinkdruckguß besteht aus Metallmolekülen verschiedener Zusammensetzung. Jedes Metallmolekül hat in der sogenannten Spannungsreihe eine eigene Wertung. Je unedler ein Metallmolekül, desto eher wird es durch höherwertige Metallmoleküle im Zinkdruckgußverband zerstört werden. So kommt es zu Spannungen, die sich letztendlich in Rissen und Deformationen des gesamten Bauteils äußern. Wurde früher z. B. aus Rohstoffknappheit oder Unwissenheit die Zinklegierung falsch zusammengesetzt, so hat man heute entweder kein Modell mehr (es ist in der Schachtel zerfallen !) oder ein Modell mit dünneren Haarrissen (schlecht erkennbar), oder großen Rissen. Vorbeugen kann man dem Zinkfraß nicht, er steckt im Material! Man kann ihn allenfalls durch korrekte (siehe oben) Lagerung des Modells hinauszögern.

Auf keinen Fall sollte man dem Druckguß (auch nicht „gesunden“ Stücken) eine plötzliche Temperaturschwankung zumuten. Das gilt vor allem in der kalten Jahreszeit den Käufen auf Tauschbörsen, als auch dem Postversand (zum Beispiel von und zu Auktionen), aber auch dem Fahrbetrieb (Motorerwärmung). Ein „geschocktes“ Modell altert wesentlich schneller, ja es kann bei plötzlichen Temperaturschwankungen von kalt auf warm zu explosionsartigen Ablösungen von Teilen kommen.

Teile mit sichtbarem Zinkfraß gelten als „tot“ und sind nicht mehr sammelwürdig. Bei beginnendem, vor allem bei nur teilweise am Modell (z. B. am Aufbau oder am Motor) auftretendem Zinkfraß muss der zum Kauf Entschlossene selbst entscheiden, ob ihm das Objekt den genannten Preis wert ist. Bei Ersatzteilspendersuche ist ein solches „halbtotes“ Modell oft geeignet, zumal man sich dann auf Verhandlungsbasis einigen kann.

Zinkpest:

oft benutztes Wort in Sammlerkreisen, gibt es fachlich nicht. Es gibt eine Zinnpest, die bei Märklin Modellen schwerlich auftreten kann, da keine Zinnlegierungen verwendet wurden. Mit „Zinkpest“ ist meist der oben genannte Zinkfraß gemeint.

Krakelee:

(Kraklé oder Craquelé(e) (französisch craqueler = rissig werden lassen; craquelé = rissig, gesprungen)) = „Lackspinnen“ und „Schlieren“ entsteht durch mehrere Möglichkeiten, die meist zusammenspielen. Tritt bei Modellen aus lithografiertem (bedrucktem) oder lackiertem Stahlfeinblech auf.

Bei „Lackspinnen“: Rost ist die ungenügende Vorbehandlung des Halbfertigproduktes Feinblech vor der farblichen Weiterverarbeitung oft die Hauptursache (Beispiel: Wagen 4066), beidem schon im Laden vor dem Verkauf „Krakelee“ auftreten kann). Eine weitere Ursache ist die Alterung der auf das Blech aufgebrachten farblichen Schutzschicht. Auch bei ursprünglich dicken Lackschichten kann durch Austrocknen über lange Zeit (40 – 50 Jahre) oder beschleunigt durch überhitzen des Bleches der Lack seine Haltbarkeit verlieren.

„Schlieren“ bilden sich bei dick aufgetragenen Lacken, hier speziell beim Klaren, später durch Alterung gelblich werdenden Firnislack. Hier zeigt sich oft auch eine Kräuselung der Lackoberfläche (z. B. beim 349 Salonwagen). Hart gewordene Lacke reißen, oft auch nur die unflexible Oberschicht des zuletzt aufgebrachten Lackes. Dadurch ergeben sich dann die bei alten Fahrzeugen auftretenden „Adern“ im Lack, oft auch als Krakelee bezeichnet und unschön aussehend. Dies hat aber nichts mit dem rosten des Bleches zu tun und wird heute bei Restaurationen von Urahnen größerer Spurweiten extra hervorgerufen, um das „Alter“ des aufgepäppelten Stückes zu demonstrieren.

Zurück zum „Blechhauptfeind“ der 00-Sammler: durch die oben aufgeführten Ursachen kann Feuchtigkeit (Luftfeuchtigkeit, Handschweiß) auf das Blech gelangen. Auch Restsäuren von Ölen und Fetten sind beteiligt. So bilden sich unter der eigentlichen Schutzschicht feine Rostnester, die „Lackspinnen“ unter dem Lack breiten sich aus, Sehr unschön machen sich diese vor allem bei den Schürzenwagen der Serie 346.

Das befallene Modell ist deswegen nicht „gestorben“wie beim Zinkfraß. Es sieht nicht mehr „appetitlich“ aus und fällt daher bei leichtem Auftreten (auch mit Originalkarton) in den Bereich einer deutlichen preislichen Abwertung. Bei starkem Auftreten nur noch Wert als Ersatzteilspender. Beim Kauf von Modellen mit Krakelee muss man sich darüber im Klaren sein, dass Rost unter dem Lack (oder Lithografie) nicht zu stoppen, bzw. zu beseitigen ist.

Ausbleichen:

der Lacke und Kunststoffe: kann vermieden werden durch fachgerechte Lagerung, ohne UV-Lichteinstrahlung (d. h. „normales“ Tageslicht, auch bei Regen, und Leuchtstoffröhren-Beleuchtung sind für Lacke und Kunststoffe- hier vor allem Blau- und Rottöne- „ungesund“), am besten das Modell im Originalkarton lagern.

Mit Firnislack überzogene Vorkriegsmodelle benötigen aber entgegen oben gesagtem hin und wieder etwas Tageslicht. Bei völligem Lichtentzug wird Firnislack dunkler (vergilbt).

Beiden Lackierungen sei noch auf die jetzt meist nicht mehr im Handel befindlichen blauen Märklin-Originalkartons mit Styroporeinsatz hingewiesen: im Styropor können über Dauer Lösungsreste freigesetzt werden, die sich mit der Lackaußenhaut auf der Liegeseite der Lok verbinden. Das gibt hässliche Flecke. Deshalb Originalkartons mit Inhalt besser stehend aufbewahren. Schon ein hauchdünner Luftspalt zwischen Modell und Styropor wirkt Wunder. Neutrales Papier zwischen Lok und Styroporeinsatz genügt auch.

ln letzter Zeit gibt es Arger mit den kleinen weißen Filztüchern, die als Druckschutz zusätzlich in die transparenten Kunststoff-Fahrzeugumhüllungen der neuen weißen Schiebekartons für Triebfahrzeuge ab Firma eingelegt werden. Es hat sich öfters gezeigt, dass der Fahrzeuglack in Teilbereichen an den Berührungspunkten mit dem Filz leicht angelöst war. Offensichtlich wurde die relativ frisch lackierte Lok zu schnell verpackt und flüchtige Restlösungsmittel konnten durch den Filz gespeichert werden.

Kunststoffverzug:

Das Modell (vor allem lange Wagen) kann schon beider Produktion Ungenauigkeiten in der Passung der Teile (zum Beispiel Dach) aufweisen. Des weiteren treten schon bei Raumtemperaturen mehr oder weniger große Materialdehnungen auf (meist ein „Buckel“, zum Beispiel beim 4070 / 4071, stark auch bei 4620-Modellen).

Diese „Schrumpfung“ des Kunststoffes wird durch mehr oder weniger schnelles Fortschreiten der Alterung des Grundmaterials durch Diffusion des Weichmachers zunächst aus den Oberschichten oder dünnwandigeren Teilen der Aufbauten hervorgerufen. Sonnen- und Wärmeeinstrahlung beschleunigen diesen Prozess. Kunststoffverzug wird neben Zinkfraß in Zukunft der schlimmste Feind des Modellbahnsammlers sein, da auch er sich durch nichts aufhalten lässt. Durch sachgemäße (möglichst kühle) Lagerung werden Kunststoffmodelle dennoch über viele Jahre ihren Sammelwert behalten.

Das waren nun, kurz angerissen, einige „Todfeinde“ unseres Hobbys, dem Sammeln kleiner Eisenbahnen.

Lassen Sie sich nach dem Lesen des vorigen Textes nicht entmutigen, das Wissen über derlei Fakten gehört auch zum Sammeln.