Triebfahrzeuge 800er
Die Triebfahrzeuge dieser Serie wurden erstmals 1938 gefertigt. Mit fortschreitender Entwicklung wurden ihre äußere Gestaltung und Detaillierung immer vorbildgetreuer und moderner. Viele Märklin-Sammler schätzen jedoch gerade die Modelle der 1930er- bis 1950er-Jahre als besonders reizvolle Sammelobjekte und bevorzugen sie gegenüber späteren Fahrzeugen.
Technische Merkmale der Märklin 800er Serie
1. Aufbau und Materialien
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Metallgehäuse: Alle Modelle der 800er Serie besitzen Druckgussgehäuse aus Zinkdruckguss, was ihnen ein hohes Eigengewicht verleiht. Typische Beispiele sind die SK 800 (Stromlinien-Dampflokomotive nach Vorbild der BR 06) oder die HR 800 (Heißdampf-Schnellzuglok, Vorbild BR 01), die beide vollständig aus Metall gefertigt wurden.
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Fahrgestell: Ebenfalls meist aus Metall gefertigt, oft zweiteilig aufgebaut mit präzisen Passungen – so etwa bei der RS 800 (E-Lok nach Vorbild der E 44) oder DL 800 (Diesel-Doppellok).
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Räder und Gestänge: Lokomotiven erhielten fein ausgeführte Treib- und Kuppelstangen aus vernickeltem Metall, was zu hoher mechanischer Belastbarkeit führte. Besonders markant bei der HR 800 und SK 800, deren Gestänge aus massivem Stahl gefertigt war.
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Kupplungssystem: Verwendung der damals typischen Haken- oder Bügelkupplungen.
2. Antriebstechnik
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Allstrommotor (Universalmotor):
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Läuft sowohl mit Wechsel- als auch mit Gleichstrom.
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Besteht aus einem dreipoligen Anker, einem Feldmagneten mit Spule und einem mechanischen Umschalter (bei vielen Lokomotiven über dem Motorblock integriert).
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Der Antrieb erfolgt über Stirn- oder Schneckengetriebe, meist auf eine oder mehrere Achsen.
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Lagerung und Getriebe:
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Präzise Metalllager.
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Zahnräder aus Metall, in späteren Baujahren teils aus widerstandsfähigem Kunststoff, aber immer mit fein abgestimmter Übersetzung.
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3. Die sogenannte „Perfektschaltung“
Die Perfektschaltung war eine besondere elektrische Schaltung, die Märklin in den 800er-Modellen einsetzte, um ein automatisches Fahrtrichtungsumschalten und lichtabhängige Funktionen zu ermöglichen.
Funktionsweise:
Der Allstrommotor besitzt ein Umschaltrelais, das beim Anlegen eines kurzen Überspannungsimpulses (durch den Trafo erzeugt) die Polarität des Feldmagneten umkehrt.
Dadurch ändert sich die Drehrichtung des Motors, die Lok fährt vorwärts oder rückwärts.
Die Perfektschaltung besitzt vier definierte Schaltstellungen des Relais:
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Vorwärtsfahrt – Motor läuft in Fahrtrichtung, vordere Lampe leuchtet.
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Stop mit Standlicht – Motor ist stromlos, aber die vordere Beleuchtung bleibt eingeschaltet.
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Rückwärtsfahrt – Motor läuft in Gegenrichtung, hintere Lampe leuchtet.
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Stop mit Standlicht (rückwärts) – Motor ist aus, aber die rückwärtige Beleuchtung bleibt eingeschaltet.
Diese vier Schaltzustände ermöglichen ein realitätsnahes Fahrverhalten mit richtungsabhängigem Licht und Leuchtfunktion im Stillstand.
Außerdem sorgt die Schaltung dafür, dass bei Stromunterbrechung oder Spannungsspitzen die Lok nicht unkontrolliert die Richtung wechselt – der Umschaltimpuls muss gezielt über den Trafo erfolgen.
Beispielmodelle mit Perfektschaltung:
Technisch betrachtet ist die Perfektschaltung eine Kombination aus:
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Allstrommotor mit Umschaltrelais,
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richtungsabhängiger Lichtverdrahtung,
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vierstufiger Schaltlogik (Vorwärts / Stop / Rückwärts / Stop),
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und Vermeiden gegen Fehlern bei der Umschaltung.
4. Wartungsfreundlichkeit
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Märklin legte Wert auf modulare Baugruppen: Motor, Getriebe, Schaltwerk und Fahrgestell lassen sich getrennt demontieren.
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Schmierstellen und Bürstenhalter sind zugänglich.
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Ersatzteile wurden bereits damals nummeriert und waren über den Fachhandel einzeln erhältlich.
Zusammenfassung
Die Märklin 800er Serie zeichnet sich technisch durch:
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massiven Metallbau,
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robusten Allstromantrieb,
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präzise Getriebe,
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zuverlässige Dreileiter-Stromaufnahme,
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und die innovative Perfektschaltung zur automatischen Fahrtrichtungs- und Lichtsteuerung
aus.
Typische Vertreter wie SK 800, HR 800, CCS 800, RS 800 oder DL 800 zeigen exemplarisch die technische Qualität und Fertigungskunst dieser Ära.
Diese Kombination machte die Modelle nicht nur langlebig, sondern auch betriebssicher und technisch wegweisend für die Modellbahn ihrer Zeit.
Viele der optisch wie technisch ansprechenden Modelle der 800er Serie blieben bis in die frühen 1970er-Jahre im Programm – darunter auch Klassiker wie das Krokodil CCS 800 (später 3015).
Zum 1. Januar 1957 stellte Märklin die Artikelnummern sämtlicher Produkte – auch von Wagen und Zubehör – um. Anstelle der bisherigen Buchstaben-Zahlen-Kombinationen erhielten alle Modelle nun vierstellige Artikelnummern. Bei Triebfahrzeugen begann die neue Zählung mit der Nummer 3000. Deshalb werden in der Übersicht zu den Modellen dieser Serie stets die alte und die neue Artikelnummer angegeben.